Schwäbische Alb zwischen Reutlingen und Ulm

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Quasi innerhalb einer Woche entschlossen wir uns die Schwäbische Alb in der Region Ulm bis Reutlingen kennenzulernen. Ausgangspunkt des Entschlusses war banal, denn bei der Fa. Steurer in Senden musste das neue Auto abgeholt werden. Schnell waren die Formalitäten erledigt,  alles war perfekt vorbereitet und Herr Steurer nahm den vor 13 Jahren bei ihm gekauften Passat entgegen. Dafür durften wir unser neues altersgerechtes Auto, also bequem zum Ein- und Aussteigen, mitnehmen. Die Entdeckungsreise in die Alb verbanden wir also gleich mit dem Test und Einfahren des Tiguan.

Zunächst besichtigten wir Ulm, spazierten durch die Innenstadt, suchten die Sehenswürdigkeiten.  Es gab viele Einkaufsmöglichkeiten, aber die historischen Gebäude, die wir suchten, stellten hohe Anforderungen an unsere Füße. Doch die Zeit, um nach Plan etwas entferntere historische Gebäude oder den botanischen Garten zu besuchen. Vieles konnten wir sehen, das Rathaus und Münster als Pflichtbesuch  war beeindruckend.  Mit 161,5 m der höchste Kirchturm der Welt, die Aussichtsplattform ist mit 768 Stufen auf 143 m Höhe zu erreichen, wenn man die Kraft dazu hat. Interessant die Bauzeit: 1377 begonnen und 1890 wurde der Turmbau beendet. Unverständlich die Meckerei zu den Bauverzögerungen beim Flughafen Berlin, Stuttgart 21 und der Elbphilharmonie. 

Den Abschluss des Stadtrundganges begingen wir im historischen Brauhaus  "Drei Kannen".      

Wir ließen uns zum Verkosten eines halbem Maß Hausbier überreden und bereuten es nicht. Das Lokal zeigte sich wie erwartet mit vielen historischen Flair, in dem sich die Gäste sichtlich wohlfühlten. Plätze für Neuankommende waren rar, doch uns störte es nicht. Wir genossen das leckere Essen und das Bier. 

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Blaubeuren, wurde uns doch der Blautopf als wichtige Sehenswürdigkeit empfohlen. Von Ulm aus fuhren wir die B28 über Blaustein nach Blaubeuren, wo wir in Nähe Stadtmitte einen günstigen Parkplatz fanden. 

Vorbei am Gasthof  "Zum Waldhorn", der nicht aussah, als ob er noch geöffnet ist, wanderten wir in Richtung des 1085 vom Benediktinerorden gegründeten Klosters. Nach der Reformation wurde es zum evangelischen Seminar. Die Gebäude werden auch vom Gymnasium genutzt. Das Gebäudeensemble ist sehenswert und man sollte sich zu einem Rundgang entschließen. Mir gefielen besonders die Kreuzgänge, die mit Blumen bemalten Decken und die vielen Zeugnisse der Schnitzkunst. Interessant ist ein kleiner Tisch, der einen Spiegel enthält und man somit ohne den Kopf zu heben, eine gute Ansicht der Deckenmalerei erhält. 

Im Innenhof des Klosters befindet sich ein Kräutergarten und am Gebäude zwei Sonnenuhren. Es gibt viel zu entdecken. Die beim Rundgang vorhandenen Beschreibungen vermitteln vieles zur historischen Bedeutung des Klosters und zum Bau. Nach einer kleinen Ruhepause auf einer Parkbank gingen wir Richtung Blautopf, der unweit des Klosters sich befindet.   

Wie in ganz Blaubeuren findet man auch im Kloster und auf dem Weg zum Blautopf sehenswerte Fachwerkhäuser. Gleich hinter dem Kloster geht der Weg zum Blautopf, zunächst vorbei an einem Biergarten und der Hammermühle, die eine historische Hammerschmiede ist, erreicht man bald den imposanten Blautopf.  

Es handelt sich dabei um die zweitgrößte Karstquelle in Deutschland, die das nur 22 km lange Flüsschen Blau speist. 

Die faszinierenden, durch Lichteinstrahlung oft wechselnden Blautöne sind für den Betrachter beeindruckend. Gespeist wird der Blautopf  u. a. durch das Blauhöhlensystem.

Um diese Quelle ranken sich viele Geschichten und Sagen, die auch dem Dichter Eduard Mörike Anregung zu seiner Geschichte "Das Stuttgarter Hutzelmännlein" und "Die Geschichte der schönen Lau" gab. In diesem Märchen wird u. a. erzählt, wie die Wassernixe am Blautopf das Lachen erlernte. 

Es lohnt sich den Teich zu umwandern, denn es ergeben sich immer wieder neue Aussichten.  Großartig fand ich die sich im Blautopf und im Wasser unter dem Wehr spiegelnde Klosterkirche. Doch auch der Blick zur Hammermühle bzw. -schmiede mit dem großen Wasserrad und dem davor liegenden Wehr, lockt viele Besucher zu einem Rundgang.

Wir setzten uns auf eine Bank und ließen das Naturwunder sowie das Kloster auf uns wirken. Ein idyllischer Platz für Naturfreunde, wozu die vielen Grüntöne und Farben des Frühlings, der Gesang der Vögel, beitrugen. Wir mussten uns  zwingen diesen idyllischen Platz zu verlassen. Wir folgten dem Flusslauf der Blau, über-querten die Brücke und nahmen den Weg zur Altstadt, um uns an den alten Fachwerkhäusern zu erfreuen.

Eine sehr gute Wegführung und Erklärung der Stadtgeschichte ist sehr besucherfreundlich. Vorbei zunächst an den Resten der alten Stadtmauer und dem wohl schönsten historischen Gebäude, dem "Hohe Wil", benannt nach seinem steilen Dach, ein Gerberhaus. Viele schöne Fachwerkhäuser und verwinkelte Straßen und Gassen halten immer neue Ansichten bereit.

Als nächstes erwählten wir eine Wanderung zum Blaufels hoch oben über der Stadt. Doch der Felssteig war für uns nicht geeignet, deshalb fuhren wir mit dem Auto zur Adresse Hessenhöfe, ein Weiler und Veranstaltungszentrum, was zu Blaubeuren gehört. Das Eventzentrum überraschte uns in seiner Größe und dem vielseitigen Angebot.

Wir verließen das Zentrum, bestaunten nochmals die wunderschöne Obststreuwiese. Dann fuhren wir zur Wegkreuzung zurück und erhielten auf Nachfrage an einem Pferdehof die richtige Auskunft zum Wanderweg zum Blaufels. Nur wenige hundert Meter weiter am Wald fanden wir den Parkplatz. Alles war gut ausgeschildert und so konnten wir uns, begleitet vom Gezwitscher der Vögel, in Ruhe dem wandern widmen. Wir hatten inzwischen fast Sommerwetter. 

Es war zwar bewölkt, aber warm und die Natur zeigte ihr schönstes Frühlingskleid. Im Wald standen dickstämmige majestätische Buchen und die Frühlingsblüher hatten ihre Blüten entfaltet.  Ein kaum Steigungen aufweisender Weg, nur die letzten Meter zum Aussichtspunkt auf dem Fels waren etwas anstrengend und schmal. Die Anstrengung belohnte ein fantastischer Blick auf Blaubeuren und die umliegenden Berge. Nach kurzem Aufenthalt gingen wir den gleichen Weg wieder zurück. 

Die Zeit ist schnell vergangen und unsere Vermieterin, Frau Göhring in Butten-hausen, erwartete uns bestimmt schon.

Trotzdem mussten wir in Münsingen halten, um uns mit ausreichend Lebensmitteln für die nächsten Tage einzudecken.

Danach fuhren wir durch das herrliche Lautertal zu unserer Ferienwohnung. Wir wurden herzlich begrüßt und Frau Göhring übergab uns die Schlüssel für die kom-fortable, sehr saubere und gut ausgestattete Ferienwohnung.

Inzwischen schien die Abendsonne auf die Bank der Terrasse. Ein herrlicher Ausblick ins Lautertal bei einem Bier und einer guten Vesper ließ uns schnell die Anstrengungen des Tages vergessen. Die Schwäbische Alb überraschte uns gleich am ersten Tag:  wunderschöne Landschaften und Sehenswürdigkeiten, Hochebenen oft auf über 750 m Höhe, schöne breite Täler und fast ausschließlich Laubwald. Ganz anders als in unserem Thüringer Wald. 

Münsingen, Ortsteil Buttenhausen, ein schön gelegener Ort im Lautertal war nun Ausgangspunkt unserer Touren. Eines seiner Sehenswürdigkeiten ist der alte jüdische Friedhof, hoch über dem Ort gelegen. Für mich als Hobby-Genealogen sehr sehenswert, zumal die Grabsteine nicht nur in Hebräisch beschriftet sind, sondern auch oft die Namen in Deutsch zu lesen waren. Dieser Ort hat etwas Mystisches, denn der Friedhof wurde schon um 1789 gegründet und enthält noch etwa 400 Grabsteine.

Eine der ersten Touren führte uns nach Bad Urach, einem Städtchen mit vielem Fachwerk und vielen Ausflugsmöglichkeiten in die waldreiche Umgebung.  

Wir schlenderten bei sommerlichem Wetter durch die Straßen und Gassen, betrachteten die Fachwerkhäuser und das geschäftige Treiben zum Markttag. Etwas skurril anzusehen der Zeughausturm, ein Relikt der Stadtbefestigung aus dem 13. Jh. Der Fachwerkaufsatz wurde um 1520 gebaut.

Auch in Bad Urach gibt es eine gute Beschilderung und Erläuterung u. a. der sehenswerten historischen Gebäude. Oft säumen blühende Kastanienbäume die Straßen und Plätze. Hoch oben über der Stadt (um 700 m) trohnt die Burgruine Hohenurach. Zu ihr führen Wanderwege von verschiedenen Ausgangspunkten  mit wechselnden Aussichten auf die Kurstadt und die sie umgebende Landschaft.

Nach der Stadtbegehung führte uns der Weg in das südwestlich gelegene Maisental zu einer Wanderung zum Uracher Wasserfall.  

Wir verließen Bad Urach auf der B28 Richtung Dettingen und bogen am Ortsausgang links zum Wanderparkplatz am Maisentalstüble ab. Schnell waren die Wandersandalen angezogen,  der Rucksack geschultert und schon folgten wir dem Wanderweg ins Brühlbachtal. Ein bequemer Weg, immer im Wald und am plätschernden Brühlbach entlang, vorbei an saftigen und bunten Wiesen, auf denen Rinder gute Nahrung finden. Blickt man zurück, öffnet sich ein weites Tal mit Aussicht auf die Burgruine. 

Immer wieder eröffnen sich neue Aussichten. Der Naturfreund entdeckt immer wieder etwas neues - Baumpilze, Blüten des Bärlauchs, der Walderdbeeren und vom Waldmeister, einen Ameisenhaufen, Schmetterlinge u. a.

Am Bach und Weg sah man ab und zu geschnitzte Gesichter. Es erstaunte uns, dass unter den Wandernden sehr viel junge Leute waren, wir, die Alten, eher die Aus-nahme. Bereits von weiten hörten wir das Rauschen des Wasserfalls, der 37 m den Fels hinabstürzt und der höchste des Biosphärenreservats Schwäbische Alb ist.  

Am Beginn des doch recht steilen, meist aus Treppen bestehenden Aufstiegs   fällt sofort eine riesige Wurzel eines Baumes in das Blickfeld. Zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes krachte etwa einen Meter neben einer Bank, auf der eine Frau saß, ein starker trockener Ast nieder. Der Schutzengel der Frau hatte aufgepasst, deshalb war der Schreck bei ihr schnell überwunden. Mit zunehmender Höhe verändert sich der Blick auf den Wasserfall, der doch recht beeindruckend ist. Wir sind nur bis zum Mittelteil aufgestiegen. 

Wie andere Wanderer erzählten, lohnt der Aufstieg, denn oben erwartet die Wasserfallhütte die Kletterer zur Rast. Auch können Wanderer die Tour verlängern. Man geht entweder direkt bis nach Bad Urach oder wer genug Ausdauer und Kraft mitbringt, wandert zunächst zur Burgruine Hohenurach hinauf, um die herrliche Aussicht zu genießen, vielleicht auch sich ein Picknick zu gönnen, wie man uns berichtete.  Nach kurzem Aufenthalt gingen wir wieder nach unten, setzten uns zu einer kurzen Rast mit Mini-Vesper aus dem Rucksack auf eine Bank in Nähe des Baumes mit der riesigen Wurzel. Danach folgten wir dem Weg auf der Gegenseite des "Brühlbachweges" in Richtung Gütersteiner Wasserfälle.

Wieder ein leichter Weg durch das Tal, vorbei an "duftenden" Bärlauchflächen. Die Bergulme mit ihren Fruchtansätzen und andere Pflanzen weckten unsere Aufmerksamkeit.   

Der Weg war abwechslungsreich und bot immer wieder atemberaubende Ausblicke. Das weite Tal, teils mit steil abfallenden Felswänden umgeben, die Vielfalt der Flora und das warme Wetter verleitete uns immer sich auf eine der Bänke zu setzen, um diese schöne Landschaft zu betrachten.

Plötzlich surrte es und ich sah wie ein Maikäfer auf uns zu flog. Erinnerungen an die Kindheit wurden wach, und schnell sprang ich auf und fing ihn. Ich setzte ihn auf meine Hose und betrachtete den Maikäfer wie einen Exoten. 

Durch die verfehlte Umweltpolitik und Naturschutz nur dort, wo politische und wirtschaftliche Entscheidungen nicht gefährdet werden, machten nicht nur diesen Käfer zu einer Rarität in unserer Zeit.

An das massive Insekten- und Bienensterben in den letzten Jahren wurde ich dabei erinnert. Traurig - nicht nur für unsere Nachfahren!

Der herrliche fast hochsommerliche Wetter machte es uns schwer, sich von der Bank zu erheben. Das Tal und auch der Bach wurden breiter, eine Wildente putzte sich, unweit hatten sich die Kühe mit den Kälbern zur Ruhe gelegt. Beobachtet wurden wir ab und zu von einem grimmigen "Holzgesicht", ansonsten Natur. Auf dieser Seite liefen nur wenige Wanderer. Scheinbar war dieser "Rückweg"  zum Parkplatz mit anderen Ausblicken nicht so bekannt. Zum Abschluss unserer Wanderung tranken wir noch etwas  im Biergarten des Restaurants "Maisentalstüble", dass sich unmittelbar am Wandererparkplatz befindet.

Danach ein kurzer Abstecher nach Dettingen an der Erms verbunden mit einem Rundgang. Vorbei am Traditionsgasthof "Rössle" und der Kirche liefen wir zum Rathausplatz. Eine Skulptur eines Ziegenbocks mit gesenkten Kopf  einer Frau gegenüber erregte meine Aufmerksamkeit und ich überlegte, was der Künstler wohl damit ausdrücken wollte. Da die Skulptur vor dem Rathaus platziert ist, denke ich, dass der Ziegenbock die Bürger vom Rathausgang abhalten soll.

Inzwischen ging es auf 19 Uhr zu und die Heimfahrt wählten wir über Bad Urach zurück, an einem Segelflugplatz Hülben vorbei und nach Bichishausen zum Abend-essen in den Gasthof  "Hirsch". Hoch oben über dem Dorf, das zum großen Lautertal gehört, kann man die Burgruine nicht übersehen. Sehr schön auch die St. Gallus-Kirche.  Auf die Käsespätzle, die eine Spezialität des Hauses sind und sehr lecker schmeckten, mussten wir warten. Im Saal der Gaststätte hatte ein 88-jähriger Lehrer seine Schüler zum Geburtstagsschmaus geladen.

Problem für uns: Diese hatten vor uns das Essen bestellt.

Am nächsten Tag stand ein Verwandtenbesuch in Bad Cannstatt auf dem Programm. Wir nutzten dies, um vorher Reutlingen ein wenig kennenzulernen. Es war Sonntag am Vormittag und damit ideal in der Altstadt einen Parkplatz zu finden.

Wir streiften durch die nicht sehr belebten Straßen. Nur die Cafés und Restaurants mit Frühstücksversorgung waren schon gut besetzt. Zunächst einen Blick in die Oberamteistraße mit dem Zunftbrunnen und einem attraktiven Fachwerkhaus - das Heimatmuseum.

Das Steinhaus wurde im 13. Jh. errichtet und war der ehemalige Pflegehof des Klosters Königsbronn. Erst im 16. Jh. erhielt es das heutige Aussehen als imposantes Fachwerkhaus mit einem die Ansicht bestimmenden Giebeldach. Im 19. Jh. war es Sitz der württembergischen Oberamtsverwaltung. 

Der Zunftbrunnen wurde im Jahre 1983 vom Aachener Bildhauer Bonifatius Stirnberg geschaffen und zieht sofort die Blicke auf die dargestellten Figurengruppen.  

Reutlingen bietet für Liebhaber des mittelalterlichen Fachwerkes viele interessante Objekte. Toll empfanden wir die Kübelpflanzen auf dem Weg zur Marienkirche. Es sind herrlich blühende japanische Blumenhartriegel-Bäumchen.

Reutlingen ist aber auch eine Stadt der Brunnen. Unten auf den Fotos der Marktbrunnen mit dem Kaiser Maximilian II. und der König-Friedrich-Brunnen an der Marienkirche. Doch die Zeit drängte  und wir fuhren nach Stuttgart.

Als passionierter Ahnen- bzw. Familienforscher, manche sagen auch Hobby-Genealoge, möchte ich hier einen früheren Besuch auf dem Uffkirchhof in Bad Cannstatt einflechten. Er ist einer der ältesten Friedhöfe, etwa im 8. oder 9. Jh. entstanden. Seit dem 16. Jh. wird er als Begräbnisstätte von Cannstatt genutzt. Auf diesem Friedhof findet man Grabsteine bekannter Persönlichkeiten wie Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach, aber auch des Schriftstellers Ferdinand Freiligrath. Es ist ein Ort der "Geschichte atmet".

Überraschend für mich, dass auch oft die Namen Bechstein (andere Schreibweise von Pechstein), zu dessen Namensursprung und vieles sonst wissenswerte zum Namen und der Bezeichnung ich ein Buch "Ein Pechstein auf dem Pechstein saß und dachte über 'Pechstein' nach", geschrieben habe. Enthält neben Ahnenlinien aus Sachsen, Thüringen, Berlin und Franken auch einen Württemberger Zweig. 

Aber auch Metzger (Familienchronik und Ahnendaten zum Hohenloher und einem Stuttgarter Zweig auf meiner Homepage) und Wünsch sind mir begegnet. Es ist ein sehr interessanter Friedhof und für historisch Interessierte einen Besuch wert. 

Auf der Rückfahrt von Stuttgart gegen 21 Uhr wurde ich nicht  erwünscht seit ewigen Zeiten wieder einmal fotografiert. Komisch, ich fuhr nicht schneller als die vor mir fahrenden zwei PKW, aber nur mich erwischte es. 15 Euro als Spende für das Gehaltskonto der Reutlinger Kreisbediensten musste ich für die gemessenen 56 Km/h in Seebach später abführen. Ein teures Foto.

Der nächste Tag sollte ein wenig ruhiger verlaufen. Wir wollten die etwas nähere Umgebung erkunden. Inzwischen hatten wir aus einem Prospekt erfahren, dass das Lautertal auch "die Perle der Schwäbischen Alb" genannt wird und 18 Burgen bzw. Burgruinen im Tal oder auf den angrenzenden Höhen zu finden sind. Wir hatten mit Buttenausen und der Ferienwohnung bei Familie Göhring unbewusst den richtigen Ausgangspunkt zum Erkunden des Biosphärenreservats und Geoparks gewählt.  

Unser erstes Ziel war dieses Mal nochmals Bichishausen, wollten wir uns doch einmal das Bootshaus, wo man auch Kanutouren anbietet, ansehen. Die Gaststätte wird gern zur Rast von den Radwanderern und Touristen genutzt. Hoch oben trohnt die Burgruine Bichishausen aus dem 11. Jh., seit dem 13. Jh. im Besitz der Gundelfinger. Zerstört wurde sie im 17. Jh. In den siebziger Jahren wurde vieles restauriert und kann somit besichtigt werden.   

Zunächst folgten wir der Straße nach Hayingen. Begleitet von  wunder-schönen blühenden Wiesen im Tal  der großen Lauter, vorbei an einem Kirchlein und auch an den Zeugen des süddeutschen Brauchtums wie dem Maibaum.

Ein kurzer Stopp in Hayingen, um uns auf dem Rathaus-platz mit seinen Brunnen umzusehen und der Kirche einen Besuch abzustatten.

Leider erfuhren wir zu spät von einem wichtigen Ausflugsziel des Geoparkes - die Wimsener Höhle, in Hayingen-Wimsen.

Hier begeht man nicht die Höhle, sondern entdeckt diese auf einem Kahn. Der historische Gasthof  "Friedrichshöhle"  mit Biergarten am Bach lädt zum Verweilen ein.  

Unser nächstes Ziel war die Burg Berneck. Wir folgten der Straße nach Indelhausen und Münzdorf und stellten das Auto links auf dem Parkplatz im Tal ab. Man kann der Straße zur Burg noch weiter folgen, doch wir hatten uns vorgenommen die Burg zu "erwandern". Leicht, aber stetig ansteigend, erreichten wir bald eine alte Oststreuwiese, wo eine Wandergruppe sich zum Picknick nieder-gelassen hatte. Diese ließen wir links liegen und liefen weiter durch den Wald hinauf zur Burg. Die Burg, eine Spornburg aus dem 13.Jh., heute ein Wanderheim des Schwäbischen Alb-Vereines, liegt auf einer Höhe von 655 m Höhe.  Man hat eine ausgezeichnete Aussicht und die Burgschänke hält ein gutes Angebot für den durstigen und hungrigen Wanderer bereit.

Nach dem Abstieg fuhren wir wieder nach Bichishausen, um dort einer kleinen kurvenreichen Straße zu den Steighöfen zu folgen. Zur Rast hielten wir an der Klammerkreuzhütte, wo auch ein Grillplatz für die Besucher vorhanden ist. Ein schwarzer Kater umschlich uns, bis er seinen Anteil der Wurst von der Vesper erhalten hatte. Von dort aus geht es einen steilen Weg hinauf zum Aussichtspunkt Bürzel auf 708 m Höhe in der Nähe des Weiler Steighof.

Der fantastische Ausblick ins Tal der Lauter lohnt den anstrengenden Weg. Anschließend schauten wir uns auf dem Demeterhof und dem Hofladen um und erhielten vom Senior Herrn Freytag viele Informationen zur Geschichte des Hofes und zur ökologischen Landwirtschaft. Er musste es wissen, denn er hatte diesen Hof aufgebaut. Die Ferienwohnungen hier sind bestimmt eine gute Adresse, auch für Familien mit Kindern. 

Danach fuhren wir zum anderen Teil der Steighöfe und hielten ab und zu auf dem Weg zu den Fladhöfen an, um die immer wieder beeindruckenden Aussichten und Wiesen, die in voller Blüte standen, zu genießen. Die Fladhüfe wurden 1848 gegründet und befanden sich in Richtung Ehestetten, oberhalb von Buttenhausen. War für uns interessant, da wir den Hof von der Terrasse unserer Ferienwohnung aus sahen. Eine Schnapsbrennerei ist Bestandteil des Hofes und natürlich erwarben wir zwei "Fläschle" als Mitbringsel in "Wickys Schnapslädele".

Das Landesgestüt Marbach findet sich in historischen Urkunden erstmals 1514 und ist eines der ältesten Staatsgestüte. 

Ein Schwerpunkt der Zucht sind u. a. die Araber und das Schwarzwälder Kalt-blut. Nicht nur für Pferdefreunde ist Marbach im Tal der Lauter und dessen Gestüt mit seinen Außenstellen Offenhausen und St. Johann eine Besichtigung wert.

Veranstaltungen, aber auch diverse Besucherangebote und Veranstaltungen werden geboten. Wir waren beeindruckt vom Ort und vom Gestüt, aber vor allem von den Pferden, die man auch im Ort auf den Weiden immer wieder sehen kann.

Unser nächstes Ziel war Metzingen, bekannt als "Einkaufsmekka" bzw. Outletcity, wie man sich selbst gern bezeichnet. Die Stadt ist eine große Baustelle, denn die "Konsumtempel" werden immer größer und moderner. Doch noch kleine Ecken künden von der historischen Stadt. Wir bummelten durch einige Geschäfte und anschließend haben wir im Gasthof "Rose" unweit der Einkaufsstraße, in dessen gemütlichen Biergarten, eine schwäbische Spezialität gegessen. Nette Bedienung, keine Hektik und lecker war das Essen und kein Gedränge wie im Mc Donalds. 

Anschließend fuhren wir die B313 in Richtung Pfullingen, um das Märchenschloss der Schwäbischen Alb zu besuchen. An einem Parkplatz bei Honau bestaunten wir erstmals das auf 817 m Höhe befindliche Schloss, die das Tal der Echaz und den Albtrauf (Bezeichnung für den Steilabfall der schwäbischen Alb) dominiert.

Der Weg war gut ausgeschildert, sodass wir bald den Parkplatz erreichten. Von hier aus ging es leicht ansteigend durch einen Park mit herrlich blühenden Wiesen zum Schloss Lichtenstein, das bald durch die Baumkronen zu sehen war. Ein beeindruckendes Bauwerk empfing uns mit sehr unterschiedlichen Gebäuden. Eintritt gibt es zur Begehung des Schlosshofes oder mit einer Führung durch das Schloss, das nach wie vor im privaten Besitz ist. Wir entschieden uns für Letzteres, denn die Geschichte und das Schloss- bzw. Burginnere interessierte uns.

Sehr emotional und mit viel Begeisterung führte die Burgführerin uns durch das Schloss. Überraschend für alle, dass das Schloss in heutiger Gestalt zwar auf dem Grundmauern einer Burg aus dem 14. Jh. steht, aber erst ab Mitte des 19. Jh. von  Wilhelm Graf von Württemberg nach seinen Vorstellungen errichtet wurde. Dabei ließ er sich von Wilhelm Hauffs Roman "Lichtenstein" inspirieren.  

Das Schloss bietet eine Vielfalt an Gebäuden und immer wieder neue Eindrücke, An- und Aussichten. Sieht man das Schloss auf dem Weg zum Haupteingang, vermutet man nicht, dass dieses, wie von der Straße im Tal aus zu sehen, hoch oben auf einem spitzen, steil abfallenden Fels errichtet wurde. Kommt man in den Hof und sieht das Schloss bzw. die Burg von verschiedenen Standorten z. B. von der Aussicht "Luginsland", so sieht man das Bauwerk hoch oben auf der Felswand.  Da kann man verstehen, dass man auch diese Burg als "Märchenschloss" bezeichnet. Man vermutet nicht, wenn man in das Echaztal und die Gemeinde Lichtenstein blickt, dass die Quellen des 23 km langen Flusses Echaz, der in den Neckar mündet,  unterhalb des Schlosses auf 577 m Höhe liegen.  Eine Schlossführung ist zu empfehlen, vor allem, wenn eine Schlossführerin als Begleiterin dabei ist, die voller Begeisterung die Besucher in den Bann der alten Gemäuer und die Zeit des Mittelalters zieht. Es erwartet den Besucher eine umfangreiche mittelalterliche Waffensammlung, der Rittersaal und weiteres mit historischen Einrichtungsgegenständen. 

Unsere Gruppe war die letzte Führung an diesem Tag, wir schauten uns nochmals auf diesen eindrucksvollen Schloss- bzw. Burggelände um und verließen die Anlage Richtung dem Gasthof  "Altes Forsthaus". Leider war Ruhetag.

Doch es gab eine Alternative: die "Schloßschenke". 

Deshalb gingen wir, vorbei am "Abenteuerpark Schloss Lichtenstein", zur Schenke am Parkplatz und beendeten den Ausflug mit einem Imbiss im Biergarten, wo wir die letzten Sonnenstrahlen genießen konnten. Ein schöner Tag neigte sich dem Ende zu.

In Münsingen ein Stopp vor Ladenschluss beim Bäcker, denn Brötchen zum Frühstück waren nicht vorrätig zu Hause.  

Ein kurzer Rundgang in der "Münsinger City" beendete den doch recht erlebnisreichen Tag, aber damit endete auch ein wunderbarer Urlaub in einer Landschaft, die wir noch nicht kannten.

Wir werden wohl wieder kommen, denn es gibt noch viel zu entdecken.

Dann hieß es Abschied nehmen von der netten Familie Göhring. Am liebsten hätten wir bei dem fantastischen noch ein paar Tage verlängert, aber unser Plan ließ es nicht zu. Zunächst fuhren wir nach Wertheim Village zum Shopping, wie es auf Neuhochdeutsch heißt, und danach erwartete uns ein Hotelzimmer in Miltenberg-Bestenheid.

Es war bei unserer Ankunft später Nachmittag. Das schwülwarme Wetter verlangte zunächst nach einer dusche und danach den Hunger und Durst zu stillen. Wir folgten der Empfehlung zum Besuch des "Löwengarten" am Main. Es erwartete uns ein sehr schöner originaler bayrischer Biergarten: blühende Kastanien, angenehmes Wetter und ein gutes Speisenangebot. Da es Abend vor Himmelfahrt war, zeigten sich die Tische sehr gut besetzt. Es ließ sich nicht verleugnen, dass auch viele Radwanderer hier gern rasten.

Der Abend endete jedoch eher als gewollt, denn ein Gewitter zog auf. Ein Regenbogen verabschiedete uns, ein Fischer warf seine Netze im Wasserarm des Yachthafens aus und wir liefen schnellen Schrittes zum Hotel. 

Am nächsten Tag besuchten wir Miltenberg am Main mit der historischen Altstadt. Als "Fachwerkfans" konnte man sich nicht satt sehen. Das Auto parkten wir in Nähe der Mainbrücke, die 1900 eingeweiht wurde. Schlenkerten zunächst an der Promenade entlang, beobachteten die großen Flussschiffe, die Schwäne und die faszinierende Landschaft zu beiden Ufern.

Da es vormittags und Feiertag war, begegneten uns vorwiegend Besuchergruppen, die sich die historischen Gebäude zeigen und erklären ließen.  Alle wollten die "Perle am Main" bewundern.  

Das Gasthaus "Zum Riesen" ist das älteste Gasthaus Deutschlands und wurde 1590 erbaut. Das Bier braute man nur im Brauhaus Faust. Ein Kleinod Miltenbergs ist der Markt mit dem 1583 errichteten Marktbrunnen und den zahlreichen historischen attraktiven Fachwerkhäusern. Auf dem Foto ist das Gebäude mit dem Erker (3. von unten) heute das Hotel Café "Schmuckkästchen", das ehemals auch Gackstädtisches Haus, Centgrafenhaus oder auch Weinhaus genannt wurde.

Ein Kaffeehaus bringt Wiener Kaffeehausatmosphäre in die Stadt, wird Kaffeetrinken zum Erlebnis. Doch auch das Schwarzviertel und eigentlich alle Gassen und Straßen sind es wert, dass man sie durchwandert und die Fassaden betrachtet. Es wurde Zeit wieder zum Parkplatz zu gehen, hatten wir doch noch den Besuch unserer Kinder in Hessen vor uns. Einen letzten Blick auf den Main, wo gerade eine glückliche Entenmutter mit ihren Kücken Schwimmübungen macht, die Landschaften betrachten und schon waren wir auf dem weg zum Auto. Ein wunderschöner und interessanter Urlaub neigte sich dem Ende zu. 

Ein Foto soll den Bericht beschließen, was man so nicht alle Tage sieht: den Staffelbrunser-Brunnen. Er befindet sich dort, wo fast alle Besuchergruppen Halt machen, am öffentlichen WC.  Brüssel hat nur ein Manneken Piss, Miltenberg gleich drei Wildpinkler.